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SELBSTBESTIMMTES LEBEN

Kampf um mehr Hilfe für behinderte Menschen

Minister kündigte neues Modell für persönliche Assistenz an. NÖ setzt das bisher nicht um – zum Ärger einer Betroffenen.

NÖN – VON LISA RÖHRER

Seit einem Unfall vor 25 Jahren ist Silke Kropacek im Rollstuhl unterwegs. Bei Alltäglichem wie ins Bett gehen oder aufs WC gehen braucht sie jemanden, der die Funktion ihrer Arme und Beine übernimmt. Persönliche Assistenz hat Kropacek für 270 Stunden im Monat. Verschiedene Personen unterstützen sie zwei Mal täglich für je fünf Stunden. „Am Abend ist niemand mehr da, der mir beim Ins-Bett-Gehen hilft. Deshalb schlafe ich seit über zwei Jahren im Rollstuhl“, erzählt sie. Dass sie ihr Leben nicht selbstbestimmt führen kann, widerspreche den Menschenrechten. Die Waldviertlerin kämpft daher für bessere Rahmenbedingungen der Persönlichen Assistenz.

Persönliche Assistentinnen und Assistenten unterstützen Menschen mit Behinderung bei Tätigkeiten des Alltags. Kropacek ist eine von 180 Personen, die Assistenz in NÖ in Anspruch nehmen. Österreichweit sind es 2.000 Personen. Hinzu kommen 600 Menschen, die mit Assistenten ihren Job bewältigen.

Wer ab wann und wie viel Anspruch darauf hat, ist von Bundesland zu Bundesland verschieden. Denn während das Ministerium nur für Assistenz im Job zuständig ist, verantworten die Länder die Assistenz in allen anderen Lebensbereichen. Minister Johannes Rauch (Grüne) kündigte im Frühjahr an, einheitliche Regeln zu schaffen. Dazu wurde eine Förderrichtlinie erarbeitet, die Tirol, Salzburg und Vorarlberg erproben.

Die neuen Richtlinien gelten für Menschen mit jeder Form der Behinderung. Empfohlen werden durchschnittlich 300 Stunden pro Monat. Jetzt ist es in NÖ so, dass Sozialarbeiter das Ausmaß festlegen. Gewährt wird Assistenz nur Menschen mit körperlicher Behinderung ab Pflegestufe 5. Das Maximum sind 310 Stunden/Monat. Im Büro von Landesrätin Susanne Rosenkranz (FPÖ) ist man überzeugt, dass das ausreicht. An dem Bundesprojekt beteiligt sich das Land bisher nicht.

Im Büro Rosenkranz fürchtet man durch die neue Richtlinie eine Ausweitung der Zielgruppe. Deshalb laufe eine Machbarkeitsstudie. Geht es nach Kropacek, sollte sich NÖ am Pilotprojekt beteiligen und Betroffene miteinbinden. Aus ihrer Sicht bräuchte es einen Rechtsanspruch auf Persönliche Assistenz. Zudem müsse die Stunden-Deckelung fallen. „Man müsste so viel bekommen, wie man braucht“, sagt sie.

Silke Kropacek - Selbstbestimmt Leben mit Persönlicher Assitenz
Bild: Silke Kropacek setzt sich für verbesserte Rahmenbedingungen für Persönliche Assistenz ein.